Am Freitag, den 20. Dezember 2024, trafen sich Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Bad Dürkheimer zusammen mit der Mannheimer Gruppe zum jährlichen Weihnachtstreffen in den Räumen der Mannheimer Selbsthilfegruppe von Leben ohne Dich.
An drei sparsam weihnachtlich geschmückten Tischen sitzen ca. 20 Personen. Mütter und Väter, deren Gesichter Geschichten erzählen. Einige blicken ernst, andere lächeln zaghaft – ein Lächeln, das Stärke zeigt. Bei manchen ist die Anspannung spürbar. Sie sind das erste Mal hier und wissen noch nicht, was sie erwartet. Zwischen Plaudereien und vorsichtigen Blicken hängt bei allen die Frage in der Luft: Wie feiert man Weihnachten, wenn das Herz schwer ist und eine Lücke trägt, die sich nie wieder schließen lässt?
Jeder hat etwas mitgebracht: ein selbstgemachtes Gericht, eine Flasche Wein oder einen Nachtisch. Auf dem Buffet stehen mit viel Liebe zubereitete Speisen. Zur Begrüßung stoßen alle mit Sekt an – für manche eine Hürde.
Eine Teilnehmerin, deren Mann Italiener ist, serviert dampfende Lasagne, die richtig nach „Italien“ schmeckt und auch das vegetarische Pendant – sehr lecker! Ein Vater, bringt handgemachte Frühlingsrollen, die an die Küche seiner chinesischen Frau erinnern. Frische Antipasti, Salate, ein Ehepaar hat mit grünem Pesto gefülltes Zupfbrot in Form eines Tannenbaums gebacken. Und sogar eine edle Käseplatte steht auf dem Tisch. Jedes Gericht erzählt eine eigene Familiengeschichte – voller Erinnerungen an ein Leben, das so nicht mehr möglich ist.
So einladend das Buffet auch ist, so klar ist uns auch, dass diese Weihnachts“feier“ anders ist. Hier gibt es keinen lauten Trubel, keine ausgelassene Heiterkeit oder den Austausch üblicher Floskeln. Stattdessen spüren wir eine stille Gemeinschaft. Manche sitzen beisammen und tauschen Erinnerungen an frühere Zeiten und Fotos miteinander aus. Was uns alle verbindet ist der Verlust unserer Kinder.
Die Weihnachtszeit – die so genannte schönste Zeit des Jahres – ist für uns eine schmerzhafte Erinnerung an das, was fehlt. Wo unsere Kinder den Raum erhellten, bleibt heute eine Leere, die sich nicht mit Geschenken füllen lässt.
Und doch: In dieser Gemeinschaft, inmitten von Menschen, die den gleichen Schmerz teilen, finden wir einen kleinen Funken Trost. Hier können wir die Maske ablegen, die im Alltag nötig ist. Hier dürfen wir weinen, lachen, schweigen – ohne uns erklären zu müssen. Das tut gut!
Unser Weihnachten ist nicht mehr das typische Fest, sondern ein Ort der Verbundenheit, ein stiller Raum für uns, um den Verlust unserer Kinder gemeinsam zu (er)tragen. An diesem Abend haben wir Vieles miteinander geteilt – den Schmerz, die Erinnerung und die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit dem Liebsten, das wir verloren haben.
Unser herzlicher Dank gilt allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern in der Gruppe! Schon unser Weihnachtskalender in der Whats-App-Gruppe war besonders. Ohne Eure Kreativität, Eure Beiträge und Mühe wäre weder der Adventskalender noch dieser besondere Abend möglich gewesen.
Wir möchten Euch auch dafür danken, dass Ihr Eure innersten Gedanken an jedem Gruppentreffen mit uns teilt. Wir wissen dass das nicht immer leicht ist. Jeder einzelne Gedanke und Erfahrungsbericht ist von unschätzbarem Wert für die gesamte Gruppe! So kann jede und jeder Schritt für Schritt auf seinem eigenen Trauerweg vorankommen.
Wir freuen uns auf ein neues Jahr mit Euch, auf die Tränen der Trauer und die liebevollen Erinnerungen an unsere Kinder. Auch auf das herzliche Lachen, das wir immer wieder miteinander teilen dürfen OBWOHL wir eine so große Traurigkeit verspüren.
Gabi Messer und Konny Wingerter
Text und Fotos: Konny Wingerter